- Ro-ro-Fähren: Fahr rein - fahr raus!
- Ro-ro-Fähren: Fahr rein - fahr raus!Fähren sind Teil des Verkehrswegenetzes und dienen zur Überquerung von Meeren und Flüssen. Obwohl viele Küsten inzwischen über Brücken und Tunnel miteinander verbunden sind, haben Fähren nach wie vor große Bedeutung. Dabei werden heute neben Passagieren vor allem auch Kraftfahrzeuge, aber auch Eisenbahnen transportiert. Zu diesem Zweck werden vorzugsweise Fähren nach dem Ro-ro-Prinzip (englisch roll-on-roll-off, fahr rein-fahr raus) eingesetzt.LadeprinzipBei den Ro-ro-Fähren ist das Ein- und Ausfahren sehr einfach, weil stets im Vorwärtsgang gefahren wird und das vor allem für Lkws schwierige Rückwärtsfahren nicht erforderlich ist. Dies ist möglich, weil die Ro-ro-Fähren am vorderen (Bug) und hinteren Ende (Heck) mit Toren versehen sind. Fahrzeuge, die im Starthafen durch die Fronttore in die Fähre eingefahren sind, können im Zielhafen durch die Hecktore wieder hinausfahren. Dadurch ergibt sich für die Fähre, dass sie immer abwechselnd mit dem Heck oder mit dem Bug anlegen muss. Beim Laden einer Ro-ro-Fähre wird eines der Tore geöffnet und zwei Einfahrrampen, die zur Hafenausrüstung gehören, werden auf die Fähre abgesenkt. Die Lkws fahren z. B. über eine untere Rampe, während gleichzeitig Pkws über eine obere Rampe einrollen können. Über bordeigene Auffahrrampen können Fahrzeuge auch in Zwischendecks gelangen. Alle Fahrzeuge müssen mit eingelegtem Gang und angezogener Handbremse abgestellt werden, um ein Wegrollen bei Seegang zu verhindern. Lkws werden bei schlechten Wetterbedingungen zusätzlich festgezurrt.Durch das Ro-ro-Prinzip kann die Hafenliegezeit einer Fähre unter einer Stunde liegen, sodass z. B. eine Ärmelkanalfähre im 24-Stunden-Betrieb ca. 10-mal die 42 km breite Ärmelkanalpassage queren kann.Technischer AufbauTypische Ro-ro-Fähren, die im Fährdienst z. B. über den Ärmelkanal eingesetzt werden, haben eine Reisegeschwindigkeit von 22 kn (ca. 40 km/h). Sie werden von drei Dieselmaschinen über Schiffsschrauben angetrieben. Stabilisierende Flügel an beiden Seiten in der Mitte des Schiffs verringern das Rollen im Seegang. Computergesteuert bewegen sich diese Stabilisationsflügel entgegen der Wellenbewegung, sodass das Schiff eine möglichst gleichmäßig aufrechte Position einhält. Da Fähren wegen der hohen Aufbauten und dem relativ geringen Tiefgang besonders anfällig für Seitenwind sind, haben sie meist zur besseren Manövrierfähigkeit neben dem normalen Heckruder ein zusätzliches Bugruder für die Rückwärtsfahrt und zwei leistungsfähige Bugstrahlruder zur seitlichen Steuerung. Ein Bugstrahlruder besteht aus einem Tunnel im Bug des Schiffes, in dem quer zur Fahrtrichtung ein Propeller angeordnet ist, der je nach Drehrichtung einen Querstrom zur normalen Fahrtrichtung erzeugen kann. Mit den Bugstrahlrudern ist gewährleistet, dass die Fähre z. B. auch bei starkem Seitenwind sicher am Pier an- und ablegen kann. Außerdem werden die oft erforderlichen Wendemanöver erleichtert.Um den Passagieren eine möglichst angenehme und kurzweilige Überfahrt zu bieten, verfügen Ro-ro-Fähren über Restaurants und Geschäfte, sowie für längere Fahrten auch über Bordkinos und Schlafkabinen.Ro-ro-Fähren haben in den Autodecks keine Querabteilungen (Schotten), sodass bei einem Wassereinbruch die Fähre sofort vollständig voll laufen und kentern würde. Die meisten Fähren haben aber heute zumindest ein zusätzliches Bug- und Heckschott, um eine ähnliche Katastrophe wie bei der »Estonia« zu vermeiden, bei der die Bugklappe abriss und das Schiff ungehindert voll lief und schnell sank.FlussfährenZum Transport von Kraftfahrzeugen und Personen über Flüsse werden wesentlich kleinere Fähren eingesetzt. Flussfähren sind kahnähnliche Wasserfahrzeuge mit einem nicht überdachten Deck. Sie gibt es als Ketten- oder Seilfähren, die sich an einer Kette (unter Wasser) oder einem Seil (über Wasser) vorwärts ziehen, als Gierfähren, deren Antrieb durch stromseitiges Pendelseil und Strömungsdruck erfolgt, als Schwebefähren, die unter Brückenkonstruktionen hängend angebracht sind, oder als Fähren mit dem üblichen Motor- und Propellerantrieb.FahrgastschiffeSie dienen ausschließlich der Beförderung von Personen. Man unterscheidet bei ihnen die im Liniendienst eingesetzten Schiffe und die Kreuzfahrtschiffe. Infolge der Entwicklung des Luftverkehrs ist der Linienverkehr jedoch weitestgehend eingestellt worden. Bei Kreuzfahrtschiffen steht der Erholungs- und Vergnügungscharakter im Vordergrund. Sie sind luxuriös ausgestattet.
Universal-Lexikon. 2012.